Die Bauzeit bestimmt die die Baufeuchte beim Einzug
Veröffentlichung dazu:
Umgang mit der Bau-Restfeuchte
In einem Neubau versteckt sich ein beträchtliches Wasservolumen, das durch richtiges Heizen und Lüften ausgetrocknet werden muss. Als Daumenwert kann man bei einem in Massivbauweise gebauten Haus von einer Größenordnung zwischen 70 bis 90 Liter Wasser je m² Wohnfläche ausgehen. Bei 100 m² Wohnfläche sind das somit zwischen 7,00 und 9,00 Kubikmeter Wasser.
Wo kommt diese Wassermenge her?
Zementgebundene Baustoffe, wie z.B. Beton, verschiedene künstliche Mauerwerke, Mörtel, Estriche, Putze werden erst durch die Beigabe von Wasser verarbeitbar. Das Wasser ist dabei der Reaktionspartner des im Trockengemisch vorhandenen Zementanteils. Erst durch die Reaktion des feinpulvrig beigemischten Zementes mit Wasser entsteht aus dem Stoffgemisch der Baustoff mit den gewünschten Eigenschaften. Um sicherzustellen, dass der untergemischte Zement vollständig reagiert, muss deutlich mehr Wasser zugegeben werden, als zur eigentlichen Erhärtungsreaktion notwendig ist. Dieses überschüssige Wasser verbleibt in den Porenräumen des erhärteten Baustoffs.
Es kommt zu einer über längere Zeiträume (Wochen, Monate bis Jahre) andauernden Austrocknung, die rein über die jeweiligen Bauteiloberflächen stattfindet.
Durch das Aufbringem weiterer Baustoffschichten oder Bauteilaufbauten im Zuge der Ausbauarbeiten z. B. Putzschichten, Tapeten, Anstriche oder Estrichaufbauten mit Fussbodenbelägen, wird die Austrocknung des beschichteten Bauteils behindert.
Je kürzer die Bauzeit angesetzt wird, desto kürzer sind auch die Austrocknungsphasen während der Bauzeit, bevor eine neue Schicht auf dem Bauteil aufgebracht wird.
Niederschlagsereignisse (Regen) während der Bauzeit führt zu Feuchteanreicherungen in den Baustoffen, bis hin zur vollständigen Wassersättigung.
Der Schutz der Baustoffe, Bauteile und Bauleistungen vor Niederschlägen ist eine vom Auftragnehmer geschuldete Nebenleistung. Leider werden derartige Schutzmaßnahme häufig unterlassen.
Längere Bauzeiten oder "Trockenwohnen"
Es gibt einen kausalen Zusammenhang zwischen der zeitlichen Erstreckung der Bauzeit und der Bau-Restfeuchte bei Ingebrauchnahme. Je länger die Bauzeit angesetzt ist, desto größer sind die Zeitabstände in der Abfolge der Ausbaugewerke. Damit haben die Bauteile mehr Zeit das in ihrem Porenvolumen vorhandene Wasser abzugeben und auszutrocknen.
Der Einsatz von Trocknungsgeräten in der Endphase des Ausbaus kann, allerdings in sehr begrenztem Rahmen, die Austrocknung unterstützen. Die Trocknungsgeräte entfeuchten in der Regel nur die Raumluft. Dies führt zu einer verstärkten Austrocknung (Wasserabgabe) an den Bauteiloberflächen, die mit der entfeuchteten Raumluft in unmittelbaren Kontakt stehen. Diese Wasserabgabe funktioniert an der Bauteilobefläche schnell und scheinbar effizient, aber die tieferen Schichten des Bauteils, sind und bleiben feucht. Sie trocknen deutlich langsamer ab, da das dort befindliche Wasser nur durch Diffusionsvorgänge an die Stelle gelangt, wo es abgegeben werden kann, an die Bauteiloberfläche.
Da die Baustoffe an der Oberfläche schneller abtrocken als in der Tiefe, kommt es zu einem trocknungsbedingten Schwinden und zu Rissbildung an der Bauteiloberfläche. Durch die maschinell unterstützte Trocknung kann sich die Rissbildung deutlich stärker ausprägen.
Bei den heute üblichen kurzen Bauzeiten verschiebt sich die Austrocknung zwangsläufig in die Nutzungsphase des Bauwerks. Es kommt zu einer Nutzungssituation, die man als als "Trockenwohnen" bezeichnen kann.